SCHOOL(E)MOTIONS - Somewhere (2)
Halil Özkan
3500 Kilometer
Plötzlich neigte sich der neue Mercedes, den sein Vater für die Reise gekauft hatte, nach rechts, weil er über einen kleines Loch gefahren war, und dabei stieß sein Kopf leicht gegen die Fensterscheibe, durch die Sonnenstrahlen sein Gesicht berührten, und eine Wärme,die von der Sonne ausging , breitete sich von seinem Gesicht aus bis zu seinen Füßen. Dabei wachte er wieder langsam aus seinem Halbschlaf auf.Er konnte auf der ganzen Reise vor Aufregung nicht richtig schlafen.
Als er dann richtig zur Besinnung kam, sah er das Ortsschild. Das Schild verriet ihm, dass er sich dem Ort genähert hatte. Das war der Moment, auf den er ein ganzes Jahr lang gewartet hatte, für den er zwei Tage und 3500 Kilometer lang im Auto gesessen hatte.
Daraufhin richtete er sich sofort auf, sein Körper wurde mit Adrenalin überschüttet und er fühlte sich sehr aufgeregt.
Jetzt erkannte er die Straße, in der sie jetzt waren, nur noch einige Minuten trennten ihn von seinem Ort. Seine Aufregung konnte man im ganzen Auto merken, er sah die anderen im Auto an und sie wirkten auch alle so aufgeregt wie er.
Das Auto bog nach rechts und da war dann das gelbe Haus. Aber er hatte sich nicht auf das Haus gefreut, sondern auf den Hinterhof und den Garten, er wusste es auch nicht, aber dieser Ort hatte etwas Magisches an sich, für ihn. Der Ort, der Garten, gab ihm -immer wenn er dort war - ein Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Immer wenn er dort war, herrschte diese Atmosphäre, die er nie vergessen konnte, die er sich nie erklären konnte, die er nie festhalten konnte. Diese Momente die er dort verbracht, hatte er immer genossen, immer versucht zu verewigen.
Jetzt kam er nach langem Warten endlich zu dem Ort, wo er sich immer wohl gefühlt, wo er sich immer geborgen und willkommen gefühlt hatte. Sein Vater parkte den neuen Mercedes auf die Straße vor dem gelben Haus und er stieg sofort aus. Er hörte vor aller Aufregung und Befriedigung nicht seinen Vater, der ihm nachrief, er solle paar Gepäckstücke mit ins Haus nehmen. Und als der Vater sah, dass alle vor Aufregung ins Haus gingen , ja sogar liefen, gab er es auf und verschloss das Auto und machte sich auf den Weg hinter den anderen ins Haus.
Vorne dabei war er, denn er war derjenige, der sich ja am meisten gefreut hatte auf diese Momente, er lief gerade aus auf das Tor zu und klingelte an der Tür.
Plötzlich sah er seinen Opa auf dem Balkon, der schon auf sie gewartet hatte. Sein Opa begrüßte ihn auf Deutsch und öffnete die Tür, damit sie alle reinkommen konnten. Es begann eine Zeremonie der Begrüßung zwischen den einzelnen Familienmitgliedern , die er schnell hinter sich bringen wollte, damit er raus zu seinem Ort, zu seinem geheimen Zufluchtsort gehen konnte.
Das Wetter war zu gut um im Haus zu bleiben, er schlich sich unbemerkt aus dem Haus, ging einmal links um das Haus und sah seinen Zufluchtsort, wo er sich immer wohl gefühlt hatte. Er lief schnell dorthin und schnappte sich den nächsten Stuhl und setzte sich sofort hin und macht es sich so gemütlich, wie es möglich war.
Und schon im nächsten Augenblick zogen diese magische Atmosphäre und die Umgebung ihn in den Bann. Da saß er nun unter dem Gebilde, dass aus den Ästen und Blättern der Traubenpflanze entstanden war, ein Dach , das ihn vor der brutalen Hitze, die von der Sonne kam, schützte. Von links wehte eine leichte Brise, sodass eine angenehme Atmosphäre entstand. Dies wurde von dem frischen Duft der Obstbäume in der Umgebung und dem leichten Rauschen des kleinen Baches unterstützt.
Da war er nun, saß dort ganz alleine auf dem Stuhl, schaute ins Nichts. Er war gerade eins mit der Umgebung, mit der Natur, sie bildeten zusammen eine Einheit. Jetzt fühlte er sich frei und unabhängig.
Man sah in seinem Gesicht, wie zufrieden er war, er genoss regelrecht diesen Moment der Freiheit und der Einheit mit der Umgebung. Sein einziger Wunsch in diesem Moment war es, diese einzigartigen Augenblicke, die er sich nicht erklären konnte, nicht beschreiben konnte, die aber da waren, zu verewigen , sie allgemeingültig für sein Leben zu machen. Denn in diesen Augenblicken vergaß er alle seine Sorgen und Probleme ,die er hatte, und lebte nur für diesen einen Augenblick. Jetzt zählt für ihn nur dieser Moment.
Obwohl alles dort schlicht war, war es für ihn einzigartig und unbezahlbar. Er war so beschäftigt, diese Momente und Augenblicke zu genießen, dass er nicht bemerkte, dass seine Familie sich um den Tisch versammelt hatte und sich unterhielt und austauschte.
Sein Opa riss ihn wieder zurück in die Realität und bezog ihn mit in die Unterhaltung ein und er war froh, dass seine Familie in diesem Moment mit ihm war. Alles stimmte.Das war es, worauf er gewartet hatte, diese Umgebung und Atmosphäre waren es, wo er sich wohl fühlte, diese Personen waren es, mit denen er sich wohl fühlte.
Dann verlor er sich wieder in Gedanken und er fühlte das gleiche, was er gerade gefühlt hatte. Aber er war nicht mehr dort. Er war ganz woanders, er war am Strand, er sah sich um, sah seine Freunde und fühlte sich wohl in dieser neuen Umgebung.
Jetzt riss ihn seine Oma wieder zurück in die Realität und rief ihn zum Essen ins Haus. Er war wieder so vertieft in diese Gedanken, so hypnotisiert von diesen Momenten und Augenblicken, dass er nicht bemerkt hatte, dass es dunkel geworden war und jeder schon im Haus war und nur er alleine draußen saß.
Er war so fasziniert von diesen Momenten und Augenblicken und wollte dies verewigen , aber er wusste , dass dies nicht möglich war. Aber er war jetzt trotzdem glücklicher als früher und genoss jeden Moment in seinem Leben.
Judith Laker
Die Gänseblume
Sie macht die Augen zu und fliegt durch Farben. Erst scheint das Zimmer langsam die Konturen zu verlieren, dann verschwimmen Farben. Das Rot der Zimmerwände mit dem Braun des Schreibtisches, das Gelb der beleuchteten Decke mit dem Grün Lila Grau Beige Rosa Orange der Bilder, Kissen, Stifte, Anlage, Kleider und all der anderen Eindrücke, die sich in ihrem Zimmer sammeln. Sie fühlt sich schwerelos. All das, woran sie soeben noch gedacht hatte, verfliegt. All die Probleme und Sorgen um die Schule, das Studium, die Familie und Freunde verschwinden. Sie wirft sie wie Ballast ab, wirbelt hinfort in eine Phantasiewelt, ein Nichts, eine Dimension ohne Steine, die sie versuchten zum Sinken zu bringen, sie taucht auf, aus der Finsternis der See. Erkennt sich, in einer anderen Existenz. Sie schaut sich neugierig um. Die Farben wirbeln noch einmal auf, lassen dann jedoch wieder Struktur, Form einzelne Farben und Kontur erkennen. Sie blinzelt und die verschwommene Sicht, die wie ein Schleier vor ihren Augen schwebt, schwindet, eine kleine Gänseblume wird sichtbar. Diese Gänseblume weckt ein vertrautes Gefühl in ihr. Sie ist verwirrt. Wann hatte sie es zuletzt gefühlt? Sie befindet sich auf einer Wiese. Als sie aufsteht und ein paar Schritte geht, erkennt sie langsam die Welt, in die sie tauchte. Sie sieht bekannte Bäume, bekannte Mauern und Wege, sie geht langsam andächtig an all diesen Erinnerungen entlang. Ja all diese Erinnerungen, noch so lebendig, doch gleichzeitig auch tot?
Sie fühlt das Kind von damals, das Mädchen, dass keinen Gedanken an die Zwänge der Welt vergeudete. Das Gefühl von Frieden oder Naivität wächst?! Was es ist kann sie nicht sagen.Und sie
sieht wieder alles vor sich: An dem Ort an dem sie früher fast jeden Tag war, spielen Kinder Fußball, der Spielplatz, der Wald, die Sportplätze..alles noch da.
Die Reifenseilbahn erscheint..
Sie läuft, springt, ist frei, ihr Haar weht im Wind als sie sich von dem Zaun abstößt und auf dem Reifen steht und mit dem Reifen bis zum Ende der Bahn fliegt. Dann zieht sie den Reifen zurück, Ihre beste Freundin, ist an der Reihe. Einmal versuchen sie es sogar zusammen auf dem Reifen zu stehen. Es klappt und der Reifen fliegt noch schneller. Sie ist begeistert. Heute ist ein heißer Sommertag. Sie beide treffen sich im Park, verbringen beinahe jeden Tag hier. Abenteuer und Spaß, abseits der Erwachsenenwelt verbirgt sich so viel Neues und sie haben die Freiheit all dies zu tun.
Wollen mehr vom Leben, als die langweilige Welt und die Strukturen, der behüteten Wiege der Familie.
Hier haben sie eine eigene Welt sich zu entfalten, ihre Phantasie lässt ihre Spiele zu einem Ausprobieren und Forschen werden, sie denken sich Agentenspiele aus und spielen an geheimen Orten, die sie längst als eigen anerkennen, wie es sei erwachsen zu sein, einen Freund zu haben und in Intrigen verwickelt zu sein. Sie laufen durch den dunklen geheimnisvollen Wald, sie kennen jede Ecke, jeden Baum, jeden Busch. Sie laufen nicht auf den Wegen, durch das Gehölz und über die kleinen Bäche, die hier fließen. Sie laufen zu einem alten Bunker und essen dort Kekse, wer hier lebte und woher die alten Kleider stammen,die hier herumliegen?
Sie klettern auf Bäume. Der Beste ist der große Baum auf der Wiese am Eingang, hier kann sie ihre Leidenschaft entfalten. Sie klettert flink an dem breiten Stamm entlang, Ihre Freundin kommt nicht so weit, doch ihr Nervenkitzel treibt sie höher und auf dünnere Äste, ihre Seele fasst nach den Wolken. Hier kann sie vergessen und ruhig sein. Ihre beste Freundin ist immer dabei. Sie streiten sich fast nie. Mit ihr kann sie so sein wie sie ist.
Einmal treffen sie sich und nehmen Barbies mit, sie spielen auf der Wiese. Gänseblümchen werden zu Ketten, der Duft des Grases, die Farbe der Halme, der kleine Marienkäfer, der in die Mauerspalte da drüben kriecht, all die kleinen Dinge, sind aufregend. Sie spielen im Sand des Spielplatzes. Er ist warm. Sie laufen barfuss. Das fühlt sich gut an. Die Sonne scheint warm, man riecht die Weite der Zeit ohne Sorgen. Sie finden einen Baum, an dem die grünen Auswüchse bis an den Boden herab hängen. Ihre beste Freundin nimmt Anlauf, sie macht es ihr nach, Wie an Lianen halten sie sich fest und fliegen über die Treppen, die darunter liegen und lassen sich fallen.
Die Tischtennisplatten, die hier stehen, sind überdacht. Aus Langeweile setzen sie sich auf eine der Platten, wollen hier ihre Barbies auspacken. 'Da ist ja ein Loch in dem Dach!' Sie schaut sich das Ganze genauer an. Sie versucht sich an den Holzplanken festzuhalten und hochzuziehen.Ihre Freundin hilft ihr mit einer Räuberleiter. Sie sitzt auf einmal in dem Dachboden, des Tischtennisplattenhäusschen. 'Unglaublich, dass ist der beste Platz um zu spielen. Das ist unser Geheimort okay? Keiner darf davon wissen!' Ihre Freundin zieht sich auch hoch. 'Keiner!' verspricht sie. Hier würde sie niemand finden. Es gibt auch hier ein Loch in dem Dach sodass man auch auf das Dach selber klettern kann. Abenteuer pur, jetzt kann man beobachten, wer so vorbei läuft, sich schnell genug zurückziehen, falls jemand mal nach oben schaut. Wir sind Piraten oder Verbrecher und die Passanten, die Polizei und die Gegner.. Wir verbringen hier unglaublich viel Zeit. Keine Zwänge halten sie auf, sie kennen keine Verpflichtungen, die sie einschränken.
Auf dem Spielplatz...Sie kennen viele andere Kinder, spielen Fangen und Verstecken mit dem Türken und der Marokkanerin aus der eigenen Klasse... Grenzen der Herkunft und Hautfarbe spielen noch keine Rolle.
Einmal sieht sie hier einen Fuchs. Aufgeregt ging sie näher, doch der Fuchs verschwand so schnell wie er aufgetaucht war. Und das hier mitten in der Großstadt? Es ist doch seltsam, was dieser Fleck Natur bewirkt.
Eine andere Szene nimmt Form an. Sie lernt Fahrrad fahren. Mit einem am Fahrrad befestigten Besenstiel hält ihr Vater sie fest, doch irgendwann lässt er einfach los, sie fährt schneller, merkt auf einmal, dass sie allein fährt.. Ihr Herz macht einen Sprung. Sie hat es endlich geschafft. Das muss sie allen zeigen...
Sie hat ihre erste Begegnung mit Jungen. Santi heißt ihr Schwarm. Er taucht hier auch ab und zu auf. Sie findet das spannend. Ein Tag dauert noch eine Ewigkeit.
Ein Busch trägt kleine und große weiße Platzbeeren.Sie pflückt sie und zerdrückt sie. Das 'Puff', das ertönt, ist unglaublich witzig.
Der Park ist riesig groß, auf die pilzartig überdachten Sitzplätze zu klettern ist genauso interessant wie der kläffende Hund im Wald. Wer hier wohnt?
Dann regnet es in Strömen, dass der ganze Wald unter Wasser steht. Die Zeit wird überspult, sie sieht sich auf einmal in Winterkleidung mit ihrer Freundin und anderen Kindern durch den Wald streifen. Im Winter wird aus dieser Wasserlandschaft eine riesige Eisschicht. Sie schlittern hier herum und stellen sich vor Eisprinzessinnen zu sein. Die Eisdecke könne brechen, ja und?
Sie fällt, fängt sich wieder, sie lachen zusammen und treffen sich häufiger dort.
Bunte Kristalle verschleiern auf einmal ihre Sicht, sie schwebt über sich und den anderen Kindern, was war los? Irgendetwas zog sie aus dem Sein und doch waren die Kinder ihr noch vertraut, die Abenteuer lebten in ihrem Herzen weiter, sie fühlte mit ihrer Freundin als sie hinfiel und sich das Bein aufschrammte, sie sah sich das alles an und dachte darüber nach...
Eine magische Kraft scheint dem inne zu wohnen. Etwas, dass die Sehnsucht so zu leben unendlich macht, jedoch unerreichbar, die Zeit als der schlimmste Feind, fegt sie weg von dieser fantastischen Farbenwelt. Der Duft die Form und das Gefühl werden blass. All das scheint so weit weg, gefangen in Schwermut denkt sie an all das zurück. Erkennt, dass Erinnerungen trügen und doch hatte sie das Leben als so vollkommen erfahren. So als wenn die Sorgen von morgen und übermorgen den Unterschied machten, die Grenze zögen, zu einer unbeschwerten leichten wenn nicht sogar einem Stück weit glücklicheren Welt. Was für sie vor Zeiten noch real war, war nur noch in einer schimmernden Seifenblase vorhanden, eine Welt verblasst durch Verantwortung, Ernsthaftigkeit, die alle kindliche Naivität zu verdrängen sucht. Verstand und Gewissen, die zur neuen Leidenschaft und alte phantastische Welten erblassen.
Doch diese unstillbare Sehnsucht in ihr, die Zeit zurück zudrehen, oder festzuhalten, weicht dem Gedanken, wie schön doch diese Blase sei. Glücklich, dass diese Unbeschwertheit vielleicht noch existiert, nur verborgen in ihrem Innern, behütet wie ein Schatz, fallen ihre Augen zu, ermüdet von der langen Reise.
Adem Köroglu
Das Meer
Es war so einsam. So verlassen wirkte alles. Es war so sehr verlassen, als wäre alles tot. Doch diese Leere flößt ihm keine Angst ein.
Der warme Wind weht ihm ins Gesicht. Er ist so freudetrunken. Das weite blaue Meer gibt ihm Freiheit, auch wenn es nur für ein paar Tage ist.
Sonst ist er immer zugemauert. Überall Beton, überall Wände. In seinem Zimmer in einer Wohnung. In einer Wohnung in einem Haus.
In einem Haus in einem Block. In einem Block in der Stadt. Überall eingesperrt. Wie in einem riesigen Gefängnis.
Aber dort ist er wirklich frei.
Nicht einmal der Strand hat ein Ende. Der Wind weht den Sand umher, als würde er mit ihm tanzen. Das Rauschen des Meers klingt wie Musik, so einfühlsam und zart.
Es beruhigt ihn. Die Sonne strahlt auf sein Gesicht. Er fühlt eine Energie, die er noch nie wahrgenommen hat, welche im Kraft gibt.
Der Sand ist so fein und geschmeidig, so weich wie ein Bett. Er liegt dort und hört der Melodie zu.
Er rennt auf das Wasser zu und hinterlässt im Sand Fußspuren. Die Flut wischt die Abdrücke weg, wie auch die tiefen Spuren eines ermüdenden Jahres.
Er kann nicht weit wegschwimmen, weil ihn das Wasser verschlingen würde.
Er hat Kraft gesammelt.
Talha Lima
Der Ort, den ich mochte
Ein Ort, welcher sich von vielen Orten abgrenzt. Man weiß den Wert nicht zu schätzen und zu realisieren , weil man diesen Ort nicht gerade als seinen Traumort bezeichnet und ihn eher unterrangig einordnet , weil man sich nicht bewusst ist, welche Schönheiten dort zu entdecken und zu genießen sind. Es ist die Rede von einem Dorf im Zentrum der Türkei , genauer gesagt in Anatolien. Außerhalb der wunderbaren Landschaft und Naturschönheiten des Dorfes unterscheidet es sich durch seine geographisch wertvolle Lage . Früher gehörte das Dorf dem Byzantinischen Reich und heutzutage werden Ausgrabungen gemacht und es werden wichtige Materien gefunden, die manches uns aus der Vergangenheit berichten . Auch wenn das Dorf nichts hätte als Gebirge und Flüsse, würden alleine der Duft und die reine Luft reichen. Jeder Atemzug in diesem Dorf ist für jeden eigentlich ein Privileg , weil man nach jedem Atemzug sich wie neugeboren fühlt und dort erst die Schönheit der Natur bemerkt und realisiert. Der reine Anblick des Sonnenaufgangs , wo das Gebirge im Vordergrund steht und die Sonne sich langsam im Hintergrund zeigt und aufgeht. Rundherum kann man die Natur genießen und sich entspannen . Am liebsten möchte man sich im Garten befinden und die natürlichen Kostbarkeiten genießen. Nachdem man sich die Erdbeeren gepflückt hat, legt man sich aufs Grüne , wobei das Kleckern einen dabei nicht stört .
Seit meiner Kindheit liebe ich diesen Ort und fahre auch jedes Jahr dorthin . Man kann sich sehr gut entspannen und eine gute Zeit mit der Familie dort verbringen . Natürlich konnte ich den Wert dieses Ortes nicht richtig einschätzen, ich mochte ihn nur , doch im Laufe der Jahre erkennt man den Wert .
Venja Bennhardt
Kapstadt 1
Ich schließe die Tür hinter mir. Sie trennt mich von meinem früheren Leben, durch fünf Zentimeter Holz, morsches Holz mit Ritzen, durch die Brisen früherer Erinnerungen wehen, die mich zurückrufen. Ich springe die drei Stufen hinunter.
Weit, weiter, am weitesten. Weg von ihr.
Mein Kopf ist frei, ohne Gedanken. Der Duft salzigen Meeres steigt zu mir auf und plötzlich stehe ich an einer Klippe. Die nackten Füße ragen über den Abgrund. Gischtspritzer kitzeln meine Fußsohlen und lassen mich auflachen. Freude.
Ich falle, breite die Arme aus.
Aus meinen Glieder sprießen kräftige weiße Federn. Der Wind greift unter meine Flügel und treibt mich nach oben in luftige Höhen. Freiheit.
Alle sind klein wie Ameisen.
Ich schaue in den Himmel und sehe eben den weißen Vogel über mir kreisen. Jetzt bin ich eine Ameise. Klein und nur eine von vielen. Aber ich bin ihr General mit den größten Zangen. Sie stehen stramm vor mir, tun das, was ich verlange. Disziplin.
Ich mache einen Schritt mit meinen sechs Beinen. Ganz schön schwer alle zu koordinieren. Selbstständigkeit.
Ein Grashalm schneidet durch meinen dicken Chitinpanzer. Ein kleiner Tropfen Blut quillt aus der Wunde, dann noch einer und noch einer. Sie vereinen sich und bilden einen Strom.
Ein Fluss, nicht rot, sondern glasklar. Ich schwimme in seiner Strömung, lasse mich mitreißen. Eine Brise weht mir entgegen, bekannt, sie riecht nach morschem Holz.
Ich pralle gegen einen Felsen, werde herumgeschleudert. Aber ich kann mich fangen. Abenteuer.
Weit, weiter, am weitesten. Weg von hier.
Der Fluss spuckt mich ans Ufer auf den Weg. Eine breite Straße. Das Ende kann ich nicht erkennen. Es verliert sich im Horizont. Endlosigkeit.
Ich beginne zu wandern, den Weg entlang, ohne die Richtung zu kennen, ohne einen Anhaltspunkt. Ich trage einen Hut mit Schellen daran. Die Leute werfen mir Münzen vor die Füße, als ich zu spielen anfange. Musik erfüllt die Welt und fließt aus mir heraus, sprudelnd, lebendig, wild und unaufhaltsam. Entdeckung.
Die Münzen verwandeln sich. Es sind nun Brotkrumen. Sie weisen mir die Richtung. Eine Brise streicht durch mein Haar. Morsches Holz und etwas dahinter.
Weit, weiter, am weitesten. Weg von hier.
Ich folge den Brotkrumen und da sehe ich sie. Kein Haus, keine Hütte, keine Baracke. Die Tür, der Rahmen, die drei Stufen. Zugewuchert von Efeu. Ich schlage die Ranken beiseite und ... hier fing alles an. Ich bin ich, nun wieder. Zurück.
Durch einen Spalt spähe ich auf die andere Seite. Leere. Nichts. Keine Klippe. Kein Himmel.
Ein Zimmer. Dort sitzen Menschen, die ich kenne, die auf mich warten. Von ihnen stammt der Wind.
Noch einmal drehe ich mich um. Vogel, Ameise und Fluss heben die Hand zum Abschied. Ich auch, doch ich werde wiederkommen.
An den Ort, an den Hafen, mit all den Booten, die in andere Welten segeln, an den Berg, der aussieht, als hätte ein Gott sich ein Stück von seiner Pracht abgeschnitten, an dieses Meer, das kalte wilde aufbrausende Nass, an diese weite Steppe, die ich sehen durfte mit all dem Leben, ob groß, ob klein, an diese Höhlen, so beengend und furchteinflößend, zu diesen Menschen, getroffen und für immer ins Herz eingeschlossen.
Ich springe die drei Stufen hinauf.
Nah, näher, am nächsten. Hin zu ihr.
Kaum erwarten kann das klopfende Herz, dass die Tür sich öffnet, einen verschlingt und in sich aufnimmt. Wind im Gesicht. Die Augen geschlossen, der letzte Schritt.
weiter zu...